Travis Chambers, Gründer und Inhaber von CHAMBER.media, sagt, dass seine Tochter zwar seine Karriere zerstört hat, aber dafür sein Leben gerettet hat. Dies ist seine Geschichte:
Meine Karriere ging steil aufwärts, ich war ein Jahrhundertstar, eine erhebliche Überbewertung meines Talents und meines Selbstwertes und der stereotypische Unternehmenswechseln jedes Jahr funktionierte für mich erstaunlich gut. Ich fand immer jemanden, der bereit war, mir mehr zu zahlen – egal, ob ich für den Job bereit war oder nicht. Am Ende holte mich diese Strategie wieder ein.
Mein sechsstelliges Gehalt verdiente ich damit, kreative und soziale Kanäle zu leiten, um Filme von 20th Century Fox zu bewerben. Ich habe so ungefähr genau das gemacht, was ich meinen Eltern damals mit 12 gesagt habe, was ich gern machen möchte: „Papa, ich möchte der Typ sein, der die Werbung für die Filme macht.“ Ich war ein wirklich seltsamer 12-jähiger.
Die Belastung war hart! Ich machte mehr als 70 Stunden die Woche, was viel zu viel war, aber ich war fest entschlossen es durchzuziehen, bis ich es geschafft hatte.
Dann kam mein erstes Kind.
Alles lief völlig durcheinander. Weil ich neu in der Firma war, konnte ich keinen Urlaub nehmen. Meine Frau übernahm 95% der Arbeit, die ein Baby so mit sich bringt. Ich bekam noch Anfragen von Arbeit um 23 Uhr, die bis 8 Uhr morgens erledigt sein mussten. Ich habe bis 2 Uhr morgens jede Nacht durchgearbeitet, um dann um 6 Uhr morgens wieder zur Arbeit zu fahren, inklusive den Wochenenden. Der Traum von einem Wahnsinns-Hollywood Job wurde zum absoluten Albtraum wegen dieses bezaubernden, kleinen Mädchens. Dieses bezaubernde, kleine Mädchen, das mich erkennen ließ, wie dumm mein glamouröser Job doch war, wie unsagbar unwichtig meine Arbeit war mit David Fincher’s 30ster Überarbeitung, den 1 Pixel der Haut weiter nach rechts zu schieben auf unserem Twitter Profile für „Gone Girl“ – einem Drehbuch, dass ich mittlerweile so verachte, dass ich den Film dazu nie gesehen habe.
Dieses bezaubernde, kleine Mädchen ließ meine Kariere völlig unwichtig erscheinen.
Ich konnte mich nicht mehr wirklich auf meine Aufgaben fokussieren, mir gingen irgendwann die Ausreden aus, warum ich permanent so schlechte Leistungen ablieferte. Bei Konferenzanrufen passte ich nicht mehr auf und es wurde auffällig, dass ich selbst die als „sehr wichtig“ markierten Nachrichten ignorierte. Ich war ausgelaugt – ich hatte meinen Arbeitgeber enttäuscht und, was noch viel schlimmer war, ich hatte meine Frau enttäuscht. Mein Leben war ein Desaster und ich verpasste alle „ersten Male“ meiner Tochter.
Dann wurde ich gefeuert.
Das heißt, ich wurde sehr sanft und höflich gekündigt mit einer etwas zu großzügigen Abfindung.
Es war das beste, was mir je passiert ist. Nun hatte ich dieses bezaubernde, menschliche Wesen in meiner Obhut, alles was mich interessierte war sie. Für 3 Monate konnte ich meine Kosten noch decken und hatte so Zeit, herauszufinden, wie es weiter gehen sollte. Das Unternehmen von meinem Freund Jake Larsen, das er gegründet hatte, lief ziemlich gut. Er wirkte glücklich und frei – ich wollte genau diese Freiheit mehr als alles andere. Ich las etwas von einem 100$-Unternehmen und begriff, dass ich keine riesige Firma mit investierten Geldern starten musste, um meine kleine, unbezahlbare Tochter gut zu versorgen.
Ich startete eine Agentur. Ich begann, jeden den ich kannte anzurufen und ihnen etwas anzubieten, was sie vielleicht gebrauchen könnten. 3 Monate vergingen, mein Puffer wurde immer kleiner und meine Kreditkarte war bereits bis aufs Maximum ausgereizt, als ich meinen ersten Kunden für eine 3-monatige Kampagne bekam. Es war ein Wunder!
Dann, einen Monat später, kam der nächste Kunde. Es war, als wenn jeder in meinem sozialen Umfeld sehen wollte, ob ich versage oder es schaffe. Dann kamen weitere Kunden und am Ende des Jahres hatten wir einen guten Umsatz. Und das waren nur ich in Vollzeit und einige Partner, die neben ihrem Vollzeitjob noch mithalfen. Es funktionierte. Doch sie wollten irgendwann mehr, also trennten wir uns und ich stellte einen Typen an. Dann den nächsten. Das zweite Jahr hatten wir noch bessere Umsätze und es wurde immer besser – wir verdoppelten den Umsatz von Quartal zu Quartal. Unsere Arbeit wurde gezeigt von Mashable, Buzzfeed, Adweek, Forbes. Ich hielt Reden auf Veranstaltungen und das ganze funktionierte wirklich – ich konnte es nicht glauben. Von überall her bekamen wir Aufträge.
Und das Beste? Mein Ansehen interessiert mich einfach nicht mehr! Es interessiert mich nicht, wie wichtig ich bin, meine Bedeutung, mein Titel, mein Stammbaum – es ist mir alles egal. Alles was mich interessiert, ist meinem kleinen Mädchen etwas bieten zu können und sie glücklich zu machen. Und diese Anschauung verschaffte mir eine Art von Reichtum und Ansehen, die ich in meinem „tollen“ Hollywood Job nie erreicht hätte.
Ich war oft verzweifelt, ja, aber ich arbeitete nie mehr als 50 Stunden die Woche. Wir verreisten mit unserer kleinen Familie überall hin. Ich ging mit meiner kleinen Prinzessin jeden Tag im Pool baden, ich verschaffte meiner Frau eine Pause, damit sie ihren Hobbies nachgehen konnte. Wir reisten für 2 Wochen nach Europa, an die Oregon Küste, dann wieder nach Europa, waren in Hawaii und waren fast jede Woche im Disneyland. Ich nahm meinen Vater und meinen Bruder mit nach Death Valley auf einen Männertrip.
Dieser hinreißende, fröhliche, magische, mysteriöse, kleine Schatz hat mein Leben gerettet. Sie machte mein Leben erst vollständig, brachte mir meine Erfüllung. Sie war eine riesige Abrissbirne, die meinen Wolkenkratzer namens Leben zum Einsturz brachte und ein magisches Dorf auf den Trümmern erbaute, voller Reichtum, Freunden, Familie, Gesundheit und Gelassenheit.
Falls du denkst, es ist Zeit für dich, deine Karriere zu zerstören und dein Leben zu retten – wie wäre es mit einem Kind?